Ein Haus mit Geschichte
Eines Abends kam der rührige Archivar der Stadt Seligenstadt,
Herr Marzellin Spahn, und überreichte uns die Ablichtung einer
Steuerliste von 1490 mit dem Wortlaut ‘Peter Conz 1fl 6 Heller,
von dem Häuschen hinter dem Wolffe’. Daraus kann man
schließen, dass das Gasthaus sehr viel älter ist. Außerdem gab
uns Herr Dr. Schopp vor einigen Jahren die Ergebnisse seiner
Arbeit über unser Haus, welche die Grundlage für einen
großen Teil der folgenden Zeilen bilden. Weitere Daten wurden
bei den Recherchen zum Erstellen des Stammbaums der
Familie Stenger in den Unterlagen des Stadtarchivs gefunden.
Eine seit 1488 erhobene Verbrauchssteuer ergab für 1642
folgendes Ergebnis:
der Wolffen
40 Guldes (fl)
5 Albus (alb.)
der Stern
18 fl
24 alb.
der Ochsen
13 fl
16 alb.
der Wilde Mann
9 fl
26 alb.
Dies belegt, dass der Wolffen das leistungsfähigste Haus Seligenstadts war und über genügend Räum-
lichkeiten für Gäste, Pferde und Wagen verfügte.
Am 21. November 1632 übernachtete der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstjerna, der nach dem
Tode des Königs am 16. November die Führung der Regierungsgeschäfte übernommen hatte. Er wurde
begleitet von 21 Personen mit 26 Pferden. Der Stadt erwuchsen daraus 14 fl und 20 alb. Unkosten.
Der ‘Frankfurter Hof’ besaß den ersten verbrieften Geleitslöffel
und ist das älteste bekannte Haus, das den Kaufleuten
Gastlichkeit gewährte.
Während des Streites zwischen dem Kurfürsten und dem Abt
lehnte das Kloster die Verköstigung der Geleitsreiter ab, die
daraufhin im Wolffen verpflegt wurden. Der damalige Wirt
präsentierte der kurfürstlichen Kanzlei folgende Rechnung:
Verzeichnus, was Mainz. Churfürstl. Herr Amptmann zu
Dieppurg als er das Nörnburg gelait convoiert hat, bey
mierends Underschribener verzeht, mit sampt bey sich
habenden Reutern und diner Anno 1652
Lt. In der Ostermeß
4 fl
Lt. In der Herbstmeß
3 fl
15 alb.
Lt. Anno 1653 in der Ostermeß verzehrt
6 fl
Lt. In der Herbstmeß verzehrt
4 fl
15 alb.
Johannes Müller
Würth Zum Wolff Zu Seligenstadt
Letzlich musste das Kloster die Zeche zahlen.
© 2024 Hotel Frankfurter Hof Seligenstadt • Inh. Rüdiger Stenger • Marktplatz 3 • 63500 Seligenstadt
Folgende Wirte sind bis heute festzustellen:
1547
Dreyser, Peter
1573
Dreyser, Heinrich (Reitz), Ratsherr
1605
Dreyser, Albert 2, Ratsherr
1611
Strutmann, der Vater des Fautes Johannes Strutmann
1625
Johann Georg Wetzel
1636
Buchmann, Georg (geboren in Groß-Welzheim)
1636 - 1653
Johannes Müller
1664
Joh. Kaspar, Klosterschultheis
1666 - 1668
Adolf Meyer, der den Geleitslöffel stiftete
1675
Johann Kemmerer
1681
Ernst Kohlhorst
1684
Johann Phil. Bechthold, Schwiegersohn des Adolf Meyer
1694
Umbenennung von ‘Zum Wolffen’ in ‘Zum Wolf’
1699
Phillip Kohl
1705 - 1720
Geörg Unschlauer, Bierbrauer, Ratsherr und Klosterschultheis
ca. 1750
Johann Gruber, Schmied
ca. 1809
beim Verkauf an Fam. Zilch Umbenennung von ‘Zum Wolf’ in ‘Frankfurter Hof’
1809 - 1858
Anton Zilch aus Zellhausen (nach dessen Tod 1828 führte seine Frau, die den Gerichts-
schreiber Georg Brenner heiratete, den Betrieb weiter und kaufte 1831 von
Carl Binsack den Scheunenanbau in der Sackgasse)
1858 - 1861
Josef Zilch, der Sohn, der das Anwesen an Carl Stenger verkaufte
Folgende ‘Stenger’ waren als Gastwirt tätig:
1861 - 1899
Carl Stenger
1899 - 1901
der Sohn Engelbert Stenger
1901 - 1918
der Bruder Adam August Stenger, bis dahin Gastwirt des ‘Hirschen’ am Freihof
1918 - 1926
die Witwe Anna Stenger geb. Köhler, die 1924 den Metzgermeister Rudolf Grünewald aus
Aschaffenburg heiratete
1926 - 1937
Rudolf Grünewald
1937 - 1969
der Stiefsohn Karl Stenger
anläßlich des großen Umbaus 1968/69 wurde die Metzgerei im Erdgeschoss geschlossen
und der Hotel- und Gaststättenbetrieb in den 1. Stock verlegt.
1969 - 1994
der Sohn Karl Gerhard Stenger, Metzgermeister
1994 - 1996
übernahm Anni Stenger (Ehefrau) geb. Hohenberger
ab 1997
der Sohn Rüdiger Carl Stenger
Der ‘Frankfurter Hof’ ist das älteste Geleitshaus Seligenstadts. In unserer Gaststätte ist eine
naturgetreue Nachbildung des ersten Geleitslöffels ausgestellt. Das Original befindet sich im
hessischen Landesmuseum in Kassel.